Artikel drucken Twitter Email Facebook

Karl Marx: Ökonom oder Revolutionär? (Teil 1)
von Harry Cleaver

Im zweiten Teil unserer Reihe zu marxistischen Krisentheorien präsentieren wir euch einen umstrittenen Klassiker erstmals in deutscher Sprache. Harry Cleaver, zentraler Theoretiker des „Autonomen Marxismus“, stellt in diesem Beitrag von 1983 eine alternative Lesart der Marx’schen Krisentheorie vor, die sich gegen jede Trennung von politischen und ökonomischen Momenten wendet und den Klassenkampf, nicht die Bewegungsgesetze des Kapitals, als ihren Gegenstand versteht. Der zweite Teil des Artikels erscheint in Perspektiven Nr. 14.

Während der letzten zehn Jahre hat der Marxismus an den US-amerikanischen Universitäten eine beachtliche Stellung erlangt.2 Dies gilt insbesondere für die Wirtschaftswissenschaften, wo die Diskussionen zu Marx und der marxistischen Tradition bis vor kurzem hauptsächlich auf Seminare zur Geschichte des ökonomischen Denkens oder der sowjetischen Wirtschaftsgeschichte beschränkt war. 3 Der Aufstieg eines akademischen Marxismus beruht meines Erachtens auf zwei Faktoren. Zum einen haben die Kämpfe der Studierenden im Kontext der sozialen Aufstände der späten 1960er und frühen 1970er Jahre Zeit und Raum dafür geschaffen, dass politisch aktive Studierende sich mit dem Marxismus als Teil radikaler Wirtschaftswissenschaften, rebellischer Soziologie usw. auseinandersetzen konnten. 4 Zum anderen waren die Universitätsverwaltungen und die von ihnen üblicherweise vertretenen Wirtschaftsinteressen gegenüber der Ausbreitung marxistischer Forschung überraschend tolerant. 5 Diese Reaktion auf studentische Forderungen ist nicht einfach ein Fall von „repressiver Toleranz“, die Marcuse so eindringlich beschrieben hat. 6 Vielmehr ist diese gegenwärtige Toleranz auf das Bedürfnis nach neuen Ideen zurückzuführen, das die Wirtschaft in der aktuellen ökonomischen und sozialen Krisenperiode hat. 7 Die lange Geschichte der kapitalistischen Aneignung marxistischer Ideen unterstützt diese Behauptung. 8 Mehr noch: Die zahlreichen Versuche der letzten Jahre, in der Wirtschaftspresse und in wirtschaftswissenschaftlichen Zeitschriften radikalen Ideen Raum zu geben und aktuelle marxistische Forschung zur Ökonomie zu besprechen, demonstrieren das anhaltende Interesse der Wirtschaft und ihrer IdeologInnen an der Möglichkeit, von Marx etwas Neues zu lernen. Nirgendwo war diese Toleranz offensichtlicher als im Bereich marxistischer Krisentheorie.9
Diese Bereitschaft der Wirtschaft, sich marxistische Ideen anzueignen und für eigene Zwecke zu nutzen, wurde von marxistischen KrisentheoretikerInnen bislang größtenteils ignoriert. Wieder und wieder haben diese ihre Theorien in einer Art und Weise formuliert, die eine solche Aneignung erleichtert.10 Dies muss jedoch nicht notwendigerweise der Fall sein. Es gibt eine Lesart von Marx und eine Entwicklung marxistischer Theorie, die sich dieser Art der Aneignung nicht ausliefert.
In diesem Essay geht es mir um zwei Dinge. Erstens zeige ich anhand einer Reihe von Beispielen, wie in der Geschichte marxistischer Krisentheorie viele TheoretikerInnen den revolutionären Inhalt des Marx’schen Werks vergessen und sich dadurch der Gefahr kapitalistischer Aneignung ausgesetzt haben. Zweitens schlage ich einen alternativen Zugang zur Marx’schen Krisenanalyse vor, der ihren politischen und revolutionären Inhalt explizit macht und sie daher stärker gegen eine Aneignung immunisiert.

Einige Probleme marxistischer Krisentheorie
Angesichts des offensichtlichen Interesses von Mainstream- ÖkonomInnen und der Wirtschaftspresse an marxistischer Wirtschaftswissenschaft und im Wissen um die Möglichkeiten einer kapitalistischen Aneignung unserer Ideen sollten wir erkennen, dass einige der ökonomietheoretischen Arbeiten innerhalb des Marxismus schwere Mängel aufweisen. Im Versuch, ein alternatives ökonomisches Paradigma zu entwickeln, das innerhalb der akademischen Community salonfähig ist, haben zu viele marxistische Studierende und ÖkonomInnen die „Wirtschaft“ überbetont und dabei Marx verloren. Krisentheorie war immer ein zentraler Bestandteil marxistischer Theorie und nicht zuletzt von Marx’ eigenem Werk. Er war sowohl an zyklischen Krisen – oft Konjunkturzyklen genannt – als auch an jenen grundlegenden säkularen Trends interessiert, welche die langfristige Überlebensfähigkeit des Systems untergraben. Dass dieser Aspekt der Marx’schen Forschung von der Wirtschaftspresse am engsten verfolgt wurde, liegt sicherlich daran, dass wir uns gegenwärtig inmitten einer tiefen Systemkrise befinden. Nur weil einige MarxistInnen ihre Krisentheorie auf eine Art und Weise formuliert haben, die mit bürgerlichen Theorien vergleichbar ist, kann die Wirtschaft überhaupt darauf hoffen, Erkenntnisse und Gebrauchswert aus deren Arbeit zu ziehen.
In Marx’s eigener Forschung gehen Theorie und empirische Studien Hand in Hand. Der wahrscheinlich wichtigste Durchbruch in seinem Denken zu diesem Thema ereignete sich während der Krise von 1857, als er während langen, durchgearbeiteten Nächten versuchte, seine empirischen Beobachtungen durch die Entwicklung eines neuen theoretischen Rahmens zusammenzufassen. Die Ergebnisse dieser Periode umfassen sowohl seine Zeitungsartikel als auch die Notizen, die als Grundrisse bekannt wurden. In diesen Artikeln und Notizen findet sich eine bunte Mischung historischer und theoretischer Beobachtungen zu unterschiedlichen Aspekten kapitalistischer Krisen. Einige dieser Beobachtungen integrierte Marx später in Das Kapital und die Theorien über den Mehrwert. In dieser Fülle von Material können wir erkennen, wie Marx darum kämpfte, eine politische Analyse von Krisen auszuarbeiten, aus der er strategische Lehren für die ArbeiterInnenbewegung gewinnen konnte.
In der Geschichte des Marxismus seit Marx hat die Entwicklung von Krisentheorien bis heute jedoch enttäuschende Ergebnisse gezeitigt. Dabei können wir mindestens zwei eklatante Mängel identifizieren. Der erste ist die Tendenz, den Fokus auf eine enge Auswahl des Marx’schen Werkes zu legen. Diese Tendenz, die, wie Peter Bell zeigt, einseitige, monokausale Theorien hervorbringt, kann die volle Reichweite von Marx‘ Arbeiten zu Krisen nicht adäquat fassen und hat zu endlosen marxologischen Debatten geführt.11 So ist beispielsweise die Debatte zwischen jenen MarxistInnen, die sich auf Marx’ Kommentare zur Unterkonsumption stützen, und jenen, die auf seine Diskussion des tendenziellen Falls der Profitrate bauen, seit mehr als 40 Jahren im vollen Gange und von einer Lösung doch meilenweit entfernt.
Der zweite Mangel marxistischer Krisentheorie – und jener, den ich hier untersuchen möchte – betrifft die Tendenz, Krisen als Gegenstand der Wirtschaftswissenschaften zu denken und dabei Analysemethoden anzuwenden, die denen der Mainstreamwissenschaften sehr ähnlich sind. Diese Tendenz bringt MarxistInnen nicht nur dazu, den politischen Inhalt ihrer Kategorien und Theorien zu vergessen, sondern macht es kapitalistischen IdeologInnen auch einfach, diese Theorien für ihre eigenen Zwecke zu prüfen und anzueignen. Um diese Tendenz zu veranschaulichen, werde ich einige Beispiele aus der Geschichte marxistischer Krisentheorie betrachten.

Rosa Luxemburgs Die Akkumulation des Kapitals
Rosa Luxemburg war eine der brillantesten MarxistInnen des frühen 20. Jahrhunderts. Ihr revolutionäres Verständnis von Marx machte sie zur Erzfeindin der SozialdemokratInnen der Zweiten Internationale, und ihre enge Bindung an die ArbeiterInnenklasse veranlasste sie zu heftiger Kritik an Lenins Elitismus. Als sie sich jedoch daran versuchte, eine Akkumulations- und Krisentheorie auszuarbeiten, tat sie, was so viele MarxistInnen oft tun – sie stellte ihren politischen Scharfsinn zurück und verlor sich in einer wirtschaftswissenschaftlichen Lesart von Das Kapital.12
Es ist weithin bekannt, dass Luxemburg ihre Theorie auf Marx’ Analyse der Reproduktion im zweiten Band von Das Kapital basierte. Sie konzentrierte sich auf die Marx’schen Reproduktionsschemata, analysierte deren zeitliche Entwicklung und kam zum Schluss, dass das notwendige Gleichgewicht zwischen den beiden Abteilungen13 unter realistischen Annahmen unmöglich zu erhalten sei, da die Warenproduktion die Aufnahmefähigkeit der Märkte überfordern würde. Daraus leitete sie ab, dass Krisen notwendig entstehen, und dass ein „externer Sektor“ (z.B. Kolonien) existieren müsse, in welchem die überschüssigen Produkte abgesetzt werden können.
Ihre Analyse stellte einen Moment in einer langen Debatte zu den Krisentendenzen des Kapitalismus unter MarxistInnen dar, in der die Marx’schen Reproduktionsschemata als Ausgangspunkt dienten. Diese Debatte begann mit Tugan-Baranowsky, der Theorien der Unterkonsumption angriff und stattdessen eine „Theorie begrenzter Disproportionalität“ zwischen den Abteilungen vorschlug.14 Luxemburgs Arbeit war zum Teil ein Angriff auf Tugan-Baranowsky, und teilweise ein Versuch, die Basis sowohl einer Krisentheorie wie auch einer Imperialismustheorie zu entwickeln. Auf Luxemburgs Buch folgten Arbeiten von Nikolai Bucharin, Otto Bauer, Henryk Grossman und anderen.15 All diese AutorInnen hatten bezüglich der Reproduktionsschemata einen ähnlichen Zugang wie Luxemburg: Diese wurden als Grundlage für eine Krisenanalyse gesehen, die Bedingungen ihres Gleichgewichts sollten von WirtschaftswissenschafterInnen analysiert werden. In moderner Begrifflichkeit ließe sich sagen, dass diese AutorInnen die Marx’schen Reproduktionsschemata als ein aus zwei, manchmal drei Sektoren bestehendes Wachstumsmodell betrachteten.16 Luxemburg erforschte, wie andere auch, Bedingungen der Stabilität. Viele Jahre später, nachdem Leontiefs Adaption dieser Schemata ihren Niederschlag in makroökonomischen Modellen gefunden hatte, haben kapitalistische PlanerInnen ähnliches unter Zuhilfenahme multisektoraler Wachstumsmodelle getan. Doch während Luxemburg und die anderen MarxistInnen sich mit der Beobachtung zufrieden gaben, dass das Modell automatisch Widersprüche und damit Krisen hervorbringt, die daher im Kapitalismus unvermeidbar sind (oder eben nicht), benutzten die PlanerInnen das Modell um herauszufinden, welche Vorkehrungen zu treffen waren, um einer fortgesetzten erfolgreichen Akkumulation den Weg zu ebnen.
Auf den ersten Blick mag diese Verwendung der Marx’schen Schemata zur Analyse von Krisen manchen als Geniestreich erscheinen. Hatten diese MarxistInnen damit nicht das Werk von Marx fortgeführt? Marx entwickelte die Reproduktionsschemata während seiner Arbeit an den Grundrissen. Sie waren Teil seiner Überlegungen zu einigen der Faktoren, die zu einer Unterbrechung der Akkumulation führen könnten. Dahin gestoßen wurde er durch die Untersuchung der Probleme des Kapitals hinsichtlich der Reproduktion seiner gesellschaftlichen Totalität. Wie Mario Tronti in seinem Buch Arbeiter und Kapital zeigt, stellen die Reproduktionsschemata einen Zugang zur Untersuchung des „gesellschaftlichen“ Kapitals dar, wobei gesellschaftliches Kapital nicht nur die Summe einzelner Kapitale meint, sondern auch die Produktion und Reproduktion der ArbeiterInnenklasse sowie die damit verbundenen Kämpfe.17 Diese Perspektive behandelte die Schemata nicht allein im Sinne von Strömen zwischen einzelnen Industrien, sondern als Zugang zu einer politischen Totalität.
Dies findet sich in einer wirtschaftswissenschaftlichen Lesart des dritten Abschnitts des zweiten Bandes von Das Kapital jedoch nicht wieder. Luxemburg und andere behandelten „Reproduktion“ in der gleichen Weise wie heutige WachstumstheoretikerInnen – aus einer verengten und fetischisierten „ökonomischen“ Perspektive, die soziale und politische Verhältnisse unberücksichtigt lässt und den Marxschen Zugang auf ein Problem abstrakter, quantitativer Proportionalitäten reduziert. Was folgt daraus? Ich behaupte, dass die ArbeiterInnenklasse aus diesem Teil ihrer Analyse wenig Nutzen ziehen kann, abgesehen von einem formalen Argument über die Unabwendbarkeit des Imperialismus.

Paul Sweezys Theorie kapitalistischer Entwicklung und Monopolkapital
Beinahe 30 Jahre lang, zwischen den frühen 1940ern und den späten 1960ern, war Paul Sweezy zusammen mit Paul Baran der bekannteste Marxist der Vereinigten Staaten. Seine Bücher und sein Magazin Monthly Review bildeten eine Generation von marxistischen WirtschaftswissenschafterInnen, die in den 1960er Jahren aufwuchsen und heute an den Universitäten, Schulen und in Betrieben überall in den USA lehren. Anders als Rosa Luxemburg, die vor allem politische Aktivistin war und sich Marx im Zuge ihrer politischen Praxis angeeignet hatte, war Sweezy zuvorderst ein Wissenschafter und Ökonom. Ausgebildet in Harvard von Alvin Hansen, einem der wichtigsten Wirtschaftswissenschafter im Gefolge Keynes’, entwickelte Sweezy eine Krisentheorie, die deutlich die Spuren seiner Profession und seiner Biografie tragen. Dass marxistische Krisentheorie heutzutage vor allem eine Theorie ökonomischer Krisen zu sein scheint, ist nicht zuletzt seinem Einfluss geschuldet.
Ich will an dieser Stelle nur drei Aspekte von Sweezys Ausführungen zur Krisentheorie diskutieren. Der erste betrifft Luxemburg und anderen MarxistInnen, die sich auf die Marx‘schen Reproduktionsschemata bezogen. Der zweite betrifft seine Ablehnung des tendenziellen Falls der Profitrate. Der dritte betrifft seine Betonung jener Kommentare, in denen Marx die Grenzen des Konsums der ArbeiterInnenklasse als validen Kern der Krisentheorie darstellt. In seiner Theorie der kapitalistischen Entwicklung evaluiert und kritisiert Sweezy die Theorien Luxemburgs und anderer, oben genannter AutorInnen in deren eigenen Begriffen.18 Er präsentiert mathematische Berechnungen zu den Reproduktionsschemata und nennt in guter ökonomischer Tradition präzise die Bedingungen für ein Gleichgewicht. Otto Bauer wird von Sweezy explizit in die Form eines mathematischen Wachstumsmodells übersetzt. Sweezy bewertet die Arbeit dieser AutorInnen stets bloß durch eine Befragung ihrer Annahmen oder argumentativer Details, hinterfragt jedoch nie den Rahmen eines ausschließlich ökonomischen Zugangs. Wie bei den meisten WirtschaftswissenschafterInnen ist Akkumulation auch bei Sweezy eng und quantitativ als Zuwachs an Geld, Produktionsmitteln, Lohnarbeit und Waren definiert. Daher kann er mit der Sprache und den Formen arbeiten, die auch von Leontief oder Harrod-Domar akzeptiert werden.
Das Marx‘sche „Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate“ interpretiert Sweezy auf typisch ökonomische Art und Weise. Damit meine ich, dass er annimmt, dass sich die Theorie auf Kräfte bezieht, die sich direkt auf die monetär messbare Profitrate auswirkt. Zudem behandelt er auch die Wertkategorien, also variables Kapital (v), konstantes Kapital (c), Mehrwert (m), die Mehrwertrate (m/v) und die organische Zusammensetzung des Kapitals (c/v), nach Art der Wirtschaftswissenschaften als mathematische, formal umwandelbare Größen. Daher schreibt er, dass, wenn der Zähler und der Nenner der Profitrate m/(c+v) durch v dividiert wird, wir als Ergebnis (m/v)/[(c/v)+1] erhalten. Er tut dies, weil die Profitrate auf diese Weise durch jene Kategorien ausgedrückt werden kann, mit denen Marx sich beschäftigt: Die Mehrwertrate und die organische Zusammensetzung des Kapitals. Auf Basis dieses Ausdrucks argumentiert er, dass das „Gesetz“ ungültig sei, da zwar c/v schneller wachsen könne als m/v, wenn v durch c ersetzt wird, dies aber keinesfalls a priori sicher sei, da die steigende Produktivität, die mit Investitionen in c verbunden ist, sowohl den Wert von c wie auch von v fallen lässt und es nicht möglich sei vorherzusagen, welcher stärker fallen würde. Voilà! Soviel zu dem „Gesetz“, das Marx als das fundamentalste und wichtigste der kapitalistischen Entwicklung ansah.
Ein Resultat von Sweezys These war eine beinahe endlose Flut von Artikeln, die ihn in dieser Frage angriffen oder verteidigten. Seine prominentesten Gegner waren Paul Mattick, Mario Cogoy und David Yaffe, die alle die Zentralität und Gültigkeit des Gesetzes verteidigten.19 Die meisten dieser Kritiken beinhalteten einen Versuch, das Gesetz in anderer mathematischer Form zu formulieren, um es zu retten. Verteidigungen von Sweezys Ablehnung kamen während der gesamten Nachkriegszeit von ihm selbst, aber auch von anderen, gestützt auf theoretische20 oder empirische21 Grundlagen.
Was sind nun die zentralen Punkte in der Debatte zwischen all diesen MarxistInnen? Handelt es sich um politische Argumente? Wohl kaum, es sind nicht einmal politökonomische. Sie sind zum größten Teil mathematisch und formalistisch. In seiner Zusammenfassung der Debatte schreibt Herb Gintis, dass „amerikanische MarxistInnen im Allgemeinen die mathematische Theorie, auf der die Vorhersage der fallenden Profitrate basiert, gründlich untersucht haben und zum Schluss gekommen sind, dass eine derartige Tendenz nicht existiert.“22
Was sollen wir zu einem derartigen Marxismus sagen? Jedenfalls ist die Ähnlichkeit dieser Debatte mit jener, die im Mainstream über dasselbe Thema geführt wird, frappant.23 Sollte es sich hierbei um Marx’sche Wirtschaftswissenschaften handeln, liegt die Betonung sicherlich auf Wirtschaftswissenschaften, nicht auf Marx. Wir haben es hier mit einem sterilen Seminarraummarxismus zu tun, der seines politischen Inhaltes und seines Klassenhasses beraubt wurde. Es ist ein Marxismus, den MainstreamökonomInnen verstehen und in ihrer eigenen Begrifflichkeit auswerten können. Dass nicht mehr solcher sich auf Marx beziehender WirtschaftswissenschafterInnen auf Lehrstühle berufen werden, kann nur daran liegen, dass entweder der Mainstream deren Arbeit für nicht produktiv hält, oder dass, wie im Falle Luxemburgs, ihr politisches Handeln in anderen Bereichen militanter ist als ihre Theorie.
Der letzte Aspekt von Sweezys Werk, den ich untersuchen will, hat eine ganze Strömung gegenwärtiger marxistischer Krisentheorie hervorgebracht: Seine Interpretation der Marx‘schen Kommentare hinsichtlich der Grenzen der Konsumtion der ArbeiterInnenklasse. Sweezys Lesart der Kommentare passt gut zu den keynesianischen Interpretationen von Hansen zur Problematik der inadäquaten gesamtwirtschaftlichen Nachfrage und der Ansicht sowohl von Hansen und Steindl über die Stagnationstendenzen des Kapitalismus.24 Dieses unterkonsumtionistische Verständnis von Marx ist abermals sehr stark in der wirtschaftswissenschaftlichen Tradition verankert. Von Malthus, welchen Marx studierte, über Hobson im Hintergrund bis zu Keynes im Zentrum des Mainstreams war die Frage nach der adäquaten Nachfrage zur Herstellung und Erhaltung von ökonomischem Output-Wachstum ein zentrales Thema. Doch während Marx die kapitalistischen Versuche, das Einkommen der ArbeiterInnenklasse und deren steten Kampf um höhere Löhne (und kürzere Arbeitszeiten) einzudämmen, als einen wichtigen Klassenwiderspruch analysierte, findet Sweezy darin eine Rechtfertigung für eine Art pessimistischen Keynesianismus, in der die Schwäche der ArbeiterInnenklasse zur Krise führt. Sweezy ist derart vertieft in die Untersuchung der Ähnlichkeiten zwischen Marx und Keynes, dass er seinem Buch einen Essay von Shigeto Tsuru beifügte, in dem dieser explizit Marx‘sche und Keynes‘sche Makrokategorien zusammenfügt.
Zwanzig Jahre später, als Sweezy zusammen mit Paul Baran sein Buch Monopolkapital veröffentlichte, vertrat er im Wesentlichen immer noch dieselbe Position. Dieses Mal war sein Marxismus jedoch wenig mehr als die rhetorische Bemäntelung eines Buchs, das sonst auch als das Werk eines liberalen Mainstreamökonomen in der Tradition neoklassischer Synthesen hätte eingeordnet werden können. Der analytische Kern von Sweezys und Barans Darstellung war eine Mischung aus neoklassischer Betriebswirtschaftslehre und keynesianischer Makrotheorie. Der Titel verweist auf ihr zentrales Anliegen, die gegenwärtige Phase des Kapitalismus in Begriffen der Struktur der kapitalistischen Märkte zu definieren – die als monopolistisch, im Gegensatz zu einem früheren Stadium des Wettbewerbskapitalismus, gefasst werden. Ihre Diskussion der „Absorption des Surplus“ stellte eine Wendung der keynesianischen Problematik der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage dar. Die Marx‘schen, auf der Arbeitswerttheorie aufbauenden theoretischen Kategorien waren fast völlig aus der Analyse verschwunden. Statt Mehrwert finden wir „Surplus“; statt dem Problem der Abpressung von Mehrwert finden wir das seiner Entsorgung. Während es sich bei der Theorie der kapitalistischen Entwicklung wenigstens der Form nach um marxistische Theorie handelte, nahm Monopolkapital sowohl Form als auch Inhalt der Mainstream-Wirtschaftswissenschaft an (obschon mit dem den Autoren eigenen kritischen Zugängen). Nur in den abschließenden Kapiteln legen sie die Wirtschaftswissenschaft beiseite und behandeln Konzepte der Kritischen Theorie, wie die historische Vernunft und die Irrationalität des Kapitalismus, wenngleich diese Aspekte der Marx’schen Tradition eher auf Hegel denn auf Marx zurückzuführen sind.
Als andere MarxistInnen begannen, Sweezy anzugreifen, waren seine Abkehr von Marx und seine Verwendung einer keynesianischen, auf unzureichender Nachfrage basierenden Krisentheorie eine der ersten Ausgangspunkte.25
In seinen Repliken darauf ruderte Sweezy zurück und formulierte seine Unterkonsumtions-Theorie einmal mehr in Marx‘schen Begriffen.26 Es sind aber nicht die Details der Debatte die mich hier interessieren. Es ist eher die Art, wie in Sweezys Thesen und in der ganzen davon beeinflussten Literatur die Marx‘schen Gedanken in die Sprache der Wirtschaftswissenschaften übersetzt wurden. Es sollte uns also nicht überraschen, dass in den späten 1960er Jahren viele radikale WirtschaftswissenschafterInnen es als ihr vordringlichstes Problem ansahen, die Mainstream-Wirtschaftswissenschaften so zu adaptieren, dass sie zur Analyse jener Gegenstände betragen konnten, die sie interessierten. Viele betrachteten es als das Erbe von Marx (den die meisten noch gar nicht studiert hatten), Probleme identifiziert zu haben, die der Mainstream übersehen hatte, statt als Ausgangspunkt für eine andere theoretische Herangehensweise. Und wenn sie sich doch direkt mit Marx beschäftigten, nachdem sie von Baran und Sweezy geprägt worden waren und die marxistischen Debatten zur Krisentheorie, die in ihrer Form, und in bestimmtem Grad sogar in ihrem Inhalt, den Debatten der Mainstream-Wirtschaftswissenschaften glichen, verfolgt hatten, sollte es uns nicht zu sehr verwundern, dass sie Marx als Ökonomen lesen. Auch sollte es uns nicht überraschen, dass ein guter Teil der gegenwärtigen marxistischen Krisentheorie diesem Pfad folgt.

Die Profit Squeeze-Debatte27
Die bekanntesten Beiträge zur Profit Squeeze-Debatte stammen von Andrew Glyn, Bob Sutcliffe und ihren AnhängerInnen in Großbritanien28 sowie von Ray Boddy und James Crotty in den Vereinigten Staaten.29 Kurz gesagt handelt es sich um eine Art marxistischer Krisentheorie, die sich explizit oder implizit auf Marx’ Arbeiten zur Rolle des Lohns bei Krisen bezieht, d.h. unter anderem auf Kapitel 25 des ersten Kapital-Bandes sowie die Analysen in Lohn, Preis und Profit. Der Grundgedanke besteht darin, dass ArbeiterInnen durch ihre Kämpfe ihr Einkommen so weit in die Höhe treiben können und dies historisch auch getan haben, dass der kapitalistische Profit bzw. der kapitalistische Anteil am Nationaleinkommen ausgehöhlt wird. Manchmal wird dieses Argument auf Löhne bezogen, manchmal auf alle Einkommen (Löhne plus Sozialleistungen, plus öffentliche Dienstleistungen, etc.). In den meisten Fällen wird die Theorie durch empirische Studien abgestützt, welche zeigen, dass dies während der aktuellen Krise tatsächlich eingetreten ist.
Im Unterschied zu den schon genannten Theorien beinhaltet diese ein explizit politisches Moment des Klassenkampfes. Unterkonsumptionistische Theorien sind implizit klassenkämpferisch – der kapitalistische Versuch, Löhne niedrig zu halten – obwohl dies in seiner üblichen Interpretation ziemlich einseitig gefasst wird. Im Profit Squeeze-Ansatz wurde demgegenüber der Klassenkampf – fast zum ersten Mal in der Geschichte des akademischen Marxismus – anerkannt und ihm ein Platz zwischen ökonomischen Modellen und mathematischen Formalismen zuerkannt. Dies ist fraglos eine erfrischende Abweichung von jenen ökonomischen Krisentheorien, die wir bisher diskutiert haben. Dennoch bleiben im Rahmen dieses Ansatzes zwei Probleme bestehen. Das erste besteht in der Tendenz, die Krisenanalyse auf die Zirkulationssphäre zu beschränken, ohne zu erkennen, wie die Forderung nach höheren Löhnen und Einkommen zugleich ein Angriff auf die Strukturierung des Lebens rund um die Arbeit ist. Kurzum, die Profit Squeeze-TheoretikerInnen haben es zumeist versäumt, die Revolte gegen die Arbeit und die Krise in der Produktion zu analysieren. Wo die Auflehnung gegen die Arbeit erkannt wurde, hat man sie als Rebellion gegen die erniedrigenden Arbeitsbedingungen im Kapitalismus interpretiert; es fehlt jedoch an Verständnis dafür, wie die zunehmende Weigerung der Menschen, auf bloße ArbeiterInnen reduziert zu werden, eine grundsätzliche Unterminierung der kapitalistischen Ordnung darstellt.
Zweitens formulieren die Profit Squeeze-TheoretikerInnen, indem sie die Krisenanalyse auf einen Verteilungskampf um den Output beschränken, die Krisenproblematik ähnlich wie die Mainstream-Diskussion um Einkommensverteilung. Dies ist ein sehr altes reformistisches Diskursfeld, auf dem die Verteilung des Outputs diskutiert, eine Debatte um die Überwindung des Lohnsystems selbst jedoch vermieden wird. Im Rahmen dieses Diskurses reagieren konservative, pro-kapitalistische ÖkonomInnen und KommentatorInnen (wie jene, die mit der Reagan-Administration verbunden sind) auf den Rückgang der Unternehmensgewinne, indem sie eine Umverteilung fordern – durch einen Angriff auf Löhne und Sozialleistungen. Liberale, pro-kapitalistische ÖkonomInnen (etwa Neoliberale wie Thurow) schlagen eine Lohnpolitik vor, welche die Unternehmensgewinne zu Gunsten des Kapitals stabilisieren, ohne den Lebensstandard der ArbeiterInnenklasse völlig zu zerstören. Radikale KritikerInnen sehen die Notwendigkeit eines gesellschaftlichen Surplus für Investitionen und Wachstum, wollen aber eine größere Mitbestimmung der ArbeiterInnen hinsichtlich solcher Investitionen. Sie wollen mehr „Wirtschaftsdemokratie“ – eine Parole und eine Politik, die zum Schlachtruf heutiger SozialdemokratInnen geworden ist.
Dementsprechend fällt die Profit Squeeze-Variante der Marxschen Krisentheorie ebenfalls in den Bereich der Mainstream-Debatten, wenn auch am sozialistischen Rand. Ist dies das Beste, was der Marxismus anzubieten hat? Sind diese Krisentheorien, formuliert in der Sprache und im Stil der Wirtschaftswissenschaften, alles was man von Marx lernen kann? Ist der Marxismus am Ende nur eine Unterabteilung der Wirtschaftswissenschaften? Glücklicherweise lautet die Antwort nein; dies ist nicht alles – nicht einmal im Bereich der Krisentheorie, ganz zu schweigen von den übrigen Aspekten des Marxismus. Es gibt einen anderen Weg, Marx und seine Krisentheorien zu lesen, und dieser führt zu gänzlich anderen Ergebnissen.

Marx, der Revolutionär
Die Alternative zur ökonomischen Interpretation von Marx, die ich für die sinnvollste halte, ist die Deutung seiner Konzepte und Theorien als Momente seiner politischen Analyse des Kapitalismus als Klassenkampf. Dies nenne ich eine politische Lektüre von Marx. Die Grundlagen und die Entwicklung dieser politischen Lesart habe ich in der Einleitung meines Buches Reading Capital Politically skizziert.30 Zu den bekanntesten AutorInnen, die diesem Ansatz zugerechnet werden können, zählen C.L.R. James, Raya Dunayevskaya, Martin Glaberman, Cornelius Castoriadis und Claude Lefort (in den 1950ern), Raniero Panzieri, Mario Tronti (in den 1960ern), Mariarosa Dalla Costa, Selma James und Antonio Negri.31 Diese Herangehensweise weist all diejenigen „ökonomischen“ oder „polit-ökonomischen“ Analysen explizit zurück, welche Marx’ Arbeiten als auf die Ökonomie fokussiert verstehen, wenn „Ökonomie“ im gewöhnlichen Sinne als die Sphären der Produktion, Zirkulation und Distribution umfassend verstanden wird. Sie besteht darauf, dass das, was üblicherweise die ökonomische Sphäre genannt wird, sich aus Momenten eines politischen Ganzen zusammensetzt: dem Klassenkampf.
Grundannahme dieses Ansatzes ist, dass der Gegenstand der Marx’schen Untersuchungen, und der einzig angemessene Gegenstand für jede/n RevolutionärIn, der Klassenkampf ist. Lasst uns deutlich sein, diese Position bestreitet die Autonomie des Politischen– es gibt keine ökonomische Sphäre hier und eine politische dort. Wir argumentieren, dass es vom Standpunkt der ArbeiterInnen, die den Kapitalismus stürzen wollen, nur einen Bezugspunkt geben kann: die Strukturen ihrer Machtbeziehungen zum Kapital. Alles muss in Bezug auf das Verhältnis zu diesem zentralen politischen Aspekt interpretiert werden. Es ist nicht so, dass der Klassenkampf zu einem neuen Zentrum innerhalb der Theorie erklärt oder, im Fall der „Krisentheorie“, der Klassenkampf als „Ursache“ für die Krise angesehen würde. Klassenkampf ist weder Ursache noch Effekt. Er ist das Ganze, und Marx’ Analyse wird verstanden als die Erforschung der Kräfte, die innerhalb dieses Ganzen wirken. Deshalb ist Marx’ Krisenanalyse, wie die Akkumulationstheorie im Allgemeinen, eine Theorie der Dynamik des Klassenkampfes. Wenn Marx im Kapital sagt, dass Akkumulation zuallererst die Akkumulation der Klassen ist, müssen wir anerkennen, dass dies notwendigerweise die Akkumulation der Konflikte und Kämpfe der Klassenverhältnisse bedeutet. Akkumulation beinhaltet natürlich die erweiterte Reproduktion des Geldkapitals, des Warenkapitals, des produktiven Kapitals usw., aber diese dürfen nicht als Dinge verstanden werden, sondern als Momente des grundlegenden Klassenverhältnisses.
Diese politische Lesart von Marx nimmt dessen wiederholte Hinweise ernst, dass das Kapital vor allem ein soziales Verhältnis ist. Sie nimmt auch die elfte Feuerbachthese ernst, wonach es darauf ankommt, die Welt zu verändern, weshalb jede Theorie, welche die Bezeichnung „marxistisch“ verdient, nicht nur die Klassenverhältnisse zum Ausdruck bringen, sondern auch eine selbstbewusste und explizite Rolle im Kampf für Transformation spielen muss.32 Was diesen Ansatz von den meisten anderen Versionen des Marxismus unterscheidet, ist die Art, wie er das Kapital betrachtet. Für die meisten MarxistInnen, ob orthodox oder revisionistisch, ist das „Kapital“ die Gesamtheit der KapitalistInnen und deren Kapital. Die Dynamik des Kapitals wird aus dessen „innerer Logik“, wie sie es gerne nennen, abgeleitet. Die treibende Kraft hinter dieser „Kapitallogik“ ist ihnen zufolge der Konkurrenzkampf zwischen den KapitalistInnen. In diesem Bild erscheinen ArbeiterInnen als äußerliche Faktoren, die fähig sind, Widerstand gegen die Logik des Kapitals zu leisten und die es sogar grundsätzlich stürzen können, deren Kämpfe aber reaktiv sind und der aus sich selbst angetriebenen Entwicklung des Kapitals nur Hindernisse in den Weg stellen können.
Ruft man sich die drei Beispiele zur Krisentheorie nochmals in Erinnerung, wird deutlich, dass diese Charakterisierung allgemeine Gültigkeit hat. Luxemburg, Sweezy, ihre UnterstützerInnen und KritikerInnen, und sogar die Profit Squeeze-TheoretikerInnen sehen die Entwicklung des Kapitalismus durch seine eigenen „inneren Bewegungsgesetze“ bestimmt. Ob wir die Dynamik der Unterkonsumption, das Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate oder die Profitklemme betrachten, immer sehen wir den Kampf der ArbeiterInnenklasse als der Logik des Kapitals äußerlich. Unterkonsumption nimmt im Kern eine Grenze des Vermögens der ArbeiterInnen an, die Löhne anzuheben. Bezogen auf den tendenziellen Fall der Profitrate wird üblicherweise angenommen, dass die Tendenz zur Erhöhung der organischen Zusammensetzung des Kapitals ihre Ursache im Wettbewerb hat. Und im Falle des Profit Squeeze-Arguments erscheint der Kampf der ArbeiterInnenklasse, der die Akkumulation untergräbt, als eine exogene Bedrohung für die kapitalistische Entwicklung.
Innerhalb des alternativen Rahmens, den ich hier vorstelle, heißt Krise immer Krise des Klassenverhältnisses. Allgemein ist deshalb eine kapitalistische Krise eine Krise der kapitalistischen Kontrolle über die ArbeiterInnenklasse. Die so genannten inneren Bewegungsgesetze des Kapitals müssen also als die allgemeinen Charakteristika des Klassenkampfes verstanden werden. Gleichermaßen haben die Kategorien der Marx’schen Arbeitswerttheorie den Zweck, die Muster und Logiken dieses Kampfes aufzudecken. In diesem Rahmen wird Marx zuallererst als militanter Theoretiker des Subjekts, oder präziser, zweier politischer und historischer Klassensubjekte gesehen: der KapitalistInnen und der ArbeiterInnenklasse. Die von Marx beschriebenen „Bewegungsgesetze“ sind die Gesetzmäßigkeiten, die das Kapital gegen die Kämpfe des antagonistischen Widerparts durchsetzen kann. Die beiden historischen Subjekte sind dabei in ihrem Charakter fundamental voneinander unterschieden, und dieser Unterschied bildet den Kern ihres Antagonismus. Kapital ist eine bestimmte Weise, das Leben von Menschen zu organisieren. In der kapitalistischen Gesellschaft sind die meisten Menschen Mitglieder der ArbeiterInnenklasse. Sie sind dem endlosen und künstlichen Zwang zur Arbeit unterworfen, wobei sie Mehrwert produzieren, den die KapitalistInnen entweder konsumieren oder, was noch wichtiger ist, reinvestieren, um noch mehr Arbeit zu schaffen. Die KapitalistInnen, ob reiche MüßiggängerInnen oder moderne Unternehmens-ManagerInnen, sind wesentlich das, was Marx „FunktionärInnen“ des Kapitals, nannte, im Sinne einer die Gesellschaft organisierenden Kraft. Das heißt ihre Arbeit besteht darin, den Prozess der Kapitalakkumulation zu organisieren, in der Produktions-, der Zirkulations- oder der Reproduktionssphäre. Wie orthodoxe MarxistInnen oft sagen, reproduziert sich das Kapital selbst, aber nur in dem Sinne, dass es die sozialen Verhältnisse wiederherstellt, in denen die meisten Menschen gezwungen sind, ihre Arbeitskraft zu verkaufen um zu überleben. Deshalb ist die Arbeitsethik zentral für die kapitalistische Ideologie, und zwar weil sie die lebenslange Freiheitsstrafe der harten Arbeit, welche das Kapital uns allen auferlegen möchte, rechtfertigt.
Aber die ArbeiterInnenklasse, die Klasse derjenigen, die zur Arbeit gezwungen werden, bricht regelmäßig mit den ideologischen und sozialen Kontrollen des Kapitalismus und kämpft gegen diese Zumutung. ArbeiterInnen bilden als historisches Subjekt, in Marxens Worten, nur dann eine wirkliche Klasse für sich, wenn sie solche Kämpfe ausfechten. Und doch gibt es etwas anderes, noch fundamentaleres, wodurch sich das ArbeiterInnen-Subjekt auszeichnet und das den Antagonismus erklärt, der jeden Moment des Kapitals und jede Kategorie bei Marx durchzieht. Es ist die grundlegende Fähigkeit zu Kreativität und Veränderung, die ArbeiterInnen als menschliche Wesen besitzen und für deren Befreiung sie kämpfen. Dies könnte man als die positive Seite der Kämpfe der ArbeiterInnenklasse bezeichnen. Sie wenden sich nicht nur gegen die Unterordnung ihres Lebens unter die kapitalistische Arbeit, sondern kämpfen zusätzlich für ihre autonome Entwicklung oder, mit Toni Negri gesprochen, ihre Selbst-Verwertung.33 Und weil diese Entwicklung autonom ist und jeglichen Zwang von außen ablehnt, tendiert sie dazu, sich den Bemühungen des Kapitals, sie in seine eigene Formen zu zwingen, zu entziehen. Das Kapital in diesem Sinne, als eine bestimmte Lebensform, ist gefroren oder tot, wie Marx sagt. Es versteht allein seine eigenen Kreisläufe. Es weiß nur, wie man die gleichen Formen wiederholt und dieselben Inhalte aufzwingt, immer und immer wieder. Wie ein Vampir kann es seine Energie und sein Leben nur von Anderen beziehen. Es versucht, die spontane Energie und Kreativität von Menschen nutzbar zu machen, indem es deren Autonomie begrenzt, sie zu ArbeiterInnen in seinen Fabriken und Büros und zu FunktionärInnen seines eigenen Bestehens macht. AutorInnen der Kritischen Theorie haben diese Wahrheit begriffen. Ihr Fehler lag darin, dass sie nicht gesehen haben, dass Marxens Werk Elemente enthält, die sie selbst nicht begreifen oder ausarbeiten konnten: Eine Theorie der Autonomie der ArbeiterInnenklasse gegen das Kapital und für ihre eigene Selbstentwicklung.34
Die meisten MarxistInnen, die an einer Krisentheorie arbeiten, sehen weder die Autonomie der ArbeiterInnenklasse, noch das kapitalistische Erfordernis, sich diese zunutze zu machen. Sie lesen Marxens Kategorien wie sie die Variablen der Mainstream-Wirtschaftswissenschaft lesen, und sie spielen die gleichen Spielchen mit ihnen. Aber wir müssen das nicht tun. Stattdessen können wir diese Kategorien
nehmen, langsam, erst eine nach der anderen, dann alle zusammen, und herausfinden, wie sie Kategorien der Klassenverhältnisse und Klassenkämpfe begründen. Wir können sie „politisch lesen“, um ihre Bedeutung für die jeweiligen Klassen zu entdecken. Und indem wir das tun, können wir Marx’ Überlegungen zur Krise wiederbeleben, und vielleicht sogar einige jener Theorien, die von unseren marxistischen ÖkonomInnen erarbeitet wurden.
Dies ist ein Projekt, das bereits im Gange ist. Seine historischen und politischen Ursprünge habe ich in der Einleitung zu meinem Buch Reading Capital Politically skizziert. Dort habe ich eine Neuinterpretation der grundlegenden Kategorien der Marx’schen Arbeitswerttheorie unternommen, um zu zeigen, wie sie als Kategorien des Klassenkampfes über die Organisation der Gesellschaft rund um Arbeit gelesen werden können. Ein jüngerer Beitrag beinhaltet eine erste, systematische Interpretation der Marx’schen Schriften zur Krise als Beobachtungen und Theorien darüber, wie ArbeiterInnenkämpfe den Akkumulationsprozess unterbrechen.35 Weitere Materialien und Bemerkungen zur Krisentheorie, die in diesem inhaltlichen Rahmen erarbeitet wurden, können in den Zeitschriften Zerowork und Midnight Notes sowie in Red Notes, Semiotext(e) und bei Antonio Negri gefunden werden.36
Im Rahmen dieses Essays werde ich mich auf die Diskussion zweier Gesichtspunkte dieses Zugangs zur marxistischen Krisentheorie beschränken. Der erste Aspekt betrifft die Fähigkeit dieses Ansatzes, eine alternative Lesart jener Konzepte Marxens anzubieten, die bisher ökonomisch interpretiert wurden und die als Grundlage ökonomischer Krisentheorien dienten. Der zweite Aspekt bezieht sich darauf, dass eine solche Interpretation weniger anfällig für jene kapitalistische Instrumentalisierung ist, vor der oben gewarnt wurde.

Fortsetzung folgt im nächsten Heft (Perspektiven Nr. 14).

Übersetzung: Isabella Amir, Benjamin Opratko, Ako Pire, Nicolas Schlitz, Felix Wiegand

Mit freundlicher Genehmigung von Harry Cleaver.

Harry Cleaver ist Professor für Wirtschaftswissenschaften an der University of Texas at Austin und u.a. Autor von Reading Capital Politically (1. Auflage 1979, Austin: University of Texas Press; 2. Auflage 2000, Oakland: AK Press; online unter http://libcom.org/library/reading-capital-politically-cleaver).

Anmerkungen:
1 Dieser Artikel wurde ursprünglich verfasst für das Centennial Symposium on Marx, Schumpeter and Keynes an der University of Colorado in Denver, 20. bis 22. August 1983. Erstmals erschienen in Helburn, Suzanne W./Bramhall, David F. (Hg.): Marx, Schumpeter and Keynes: A Centenary Celebration of Dissent, Armonk (1986): M.E. Sharpe, S. 121-146. Manche der zeitdiagnostischen Bemerkungen – besonders jene zur Ausbreitung marxistischer Theorien an Universitäten und wirtschaftswissenschaftlichen Instituten – mögen 25 Jahre später fast skurril erscheinen. Dies tut dem theoretischen Argument Cleavers für eine „politische“ Lektüre der Marx’schen Krisentheorie jedoch keinen Abbruch. Wir drucken hier die erste Hälfte des Artikels ab, Teil zwei erscheint in Perspektiven Nr. 14 (Sommer 2011) (Anm. d. Red.).
2 Der Einzug des Marxismus in amerikanische Universitäten schien derart umfassend, dass Ollman und Vernoff ihn als „Kulturrevolution“bezeichneten und in einem Sammelband dokumentierten. Vgl. Ollman, Bertell/Vernoff, Edward (Hg.): The Left Academy, New York (1982): Mc-Graw-Hill. Im Sinne von Thomas Kuhns Paradigmabegriff hat der Marxismus in den letzten Jahren alle für ein Paradigma notwendigen Komponenten anerkannter akademischer Legitimität hervorgebracht: Spezialisierte Zeitschriften, professionelle Organisationen, etablierte ProfessorInnen und Präsenz in Studiengängen.
3 Unter WirtschaftswissenschafterInnen hat die Diskussion um die Marx’sche Arbeitswerttheorie, den theoretischen Kern der meisten seiner „ökonomischen“ Werke, schon vor langer Zeit aufgehört. Am Beginn der marxistischen „Kulturrevolution“ in den frühen 1960er Jahren gab es nur einen bekannten und etablierten marxistischen Wirtschaftwissenschafter in den Vereinigten Staaten, Paul Baran in Stanford. Da dieser 1964 verstarb, hat sich die derzeitige Generation von MarxistInnen ihr Wissen überwiegend eigenständig angeeignet.
4 In ihrer Einleitung zu The Left Academy schreiben Ollman und Vernoff dass „sich in den Universitäten ein Raum für kritisches Denken geöffnet hat“. Ollman/Vernoff: Left Academy, a.a.O., S.2. Dabei müssen wir uns gewahr bleiben, dass wir es waren, die diesen Raum erkämpft haben und dass dieser sich vor dem Hintergrund ausbleibender Kämpfe auch wieder dramatisch verkleinern kann. Was der Geschichte marxistischer Forschung bisher noch abgeht, ist eine ernsthafte Evaluation sowohl der Strategien, die sich als nützlich in der Durchsetzung dieses Raumes erwiesen wie auch jener, die es nicht waren.
5 Der Einfluss von Unternehmensinteressen auf die Struktur und den Inhalt des amerikanischen Erziehungswesens gehört zu den am gründlichsten von radikalen marxistischen Studierenden und ProfessorInnen untersuchten Phänomen überhaupt. Vor dem Hintergrund dieser Omnipräsenz der Verwertungsinteressen sollten wir uns die Frage stellen, warum explizit antikapitalistische marxistische Lehre in den Universitäten eine derartige Toleranz erfährt. Vgl. Bowles, Samuel/Gintis, Herbert: Schooling in Capitalist America, New York (1975): Basic Books; Spring, Joel H.: Education and the Rise of the Corporate State, Boston (1972): Beacon; Carnoy, Martin: Education as Cultural Imperialism, New York (1974): David McKay.
6 Teil von Marcuses Analyse der „repressiven Toleranz“ ist die These, dass etablierte Kräfte Differenz zum Zweck der Domestizierung und Neutralisierung tolerieren, um sie in den Universitäten und fern von den Straßen zu halten.
7 Die Notwendigkeit neuer Ideen hat ihren Ausgang in der Krise jener Theorie, die Teil der gegenwärtigen ökonomischen Krise des Systems ist. Auf ökonomischer Ebene betrifft dies v.a. die Krise des keynesianischen Paradigmas, welches die Inhalte sowohl der Politik wie auch der Ökonomielehrbücher
der letzten 30 Jahre dominierte.
8 Ein bedeutender Versuch, Marx zur Planung kapitalistischer Akkumulation zu gebrauchen, findet sich in den 1920ern, als sowjetische ÖkonomInnen anhand der Marx’schen Reproduktionsschemata der erweiterten Reproduktion Modelle für die sowjetische Wirtschaftspolitik entwickelten. Ein derartiger Versuch von Feldman war interessant genug, um das Interesse des bekannten westlichen Wachstumstheoretikers Evsey Domar auf sich zu ziehen. Im Westen gab es eine parallele Geschichte dieser Art der Marxrezeption. Der Beginn liegt dabei in der Entwicklung des input/output Modells durch Vassili Leontief, der sich zum Teil auf Marx’ Werk bezog. Domar, Evsey D.: Essays in the Theory of Economic Growth. New York (1957): Oxford University Press; Leontief, Wassily (1938): The Significance of Marxian Economics for Present Day Economic Theory, in: American Economic Review 28(1) (1938), S. 1-9; Horowitz, David (Hg.): Marx and Modern Economics. New York (1968): Monthly Review Press; Kuhne, Karl: Economics and Marxism. New York (1979): St. Martin’s Press.
9 Ab 1970 schuf die American Economic Association auf ihren jährlichen Kongressen Raum für Papers radikaler WirtschaftswissenschafterInnen und für Diskussionen über die Entwicklung marxistischer Ökonomik. Der/die geneigte LeserIn braucht nur die jährliche Maiausgabe der American Economic Review zu begutachten, welche das Programm des jährlichen Kongresses beinhaltet, um diese Präsenz des Radikalen für sich selbst zu bestätigen. Vgl. auch Bronfenbrenner, Martin: Radical Economics in America: A 1970 Survey, in: Journal of Economic Literature 8 (3) (1970), S. 747-766; sowie die Debatte um Gurley, John G.: The State of Political Economics, in: American Economic Review 61 (2) (1971), S. 53-62. Zwei Betrachtungen marxistischer Arbeiten in der Wirtschaftspresse finden sich in der Businessweek vom 23. Juni 1975 und im Wall Street Journal vom 5. Februar 1975.
10 Die Möglichkeiten der Aneignung einer Theorie durch das Kapital hängen von zwei Aspekten ab: Von ihrem Inhalt und von ihrer Form. Fokussiert eine Theorie inhaltlich auf dieselben Probleme wie bürgerliche Theorien, definiert sie die Forschungsfrage in derselben Weise wie bürgerliche AutorInnen, werden Vergleich und Evaluation einfach. Wenn Fokus und Fragestellung jedoch verschieden sind, ist die Relevanz für letztere weniger offensichtlich. In ähnlicher Weise machen es eine ähnliche Form der Analyse, der Sprache und der Methoden selbst bei unterschiedlichen Konzepten (z.B. hinsichtlich des Wertes) den BeobachterInnen des Mainstreams es einfach, den Argumenten zu folgen und daraus neue Einblicke für ihr eigenes Schaffen zu gewinnen.
11 Bell, Peter: Marxist Theory, Class Struggle and the Crisis of Capitalism, in: Schwartz, Jesse (Hg.): The Subtle Anatomy of Capitalism, Santa Monica, CA (1977): Goodyear Publishing.
12 Luxemburg, Rosa: Die Akkumulation des Kapitals. Ein Beitrag zur ökonomischen Erklärung des Imperialismus, in: Rosa Luxemburg – Gesammelte Werke, Bd. 5, (1975 [1913]), S. 5-411.
13 Im zweiten Band von Das Kapital unterscheidet Marx zwischen der Produktion von Produktionsgütern (Abteilung I) und jener von Konsumgütern (Abteilung II) (Anm. d. Ü.).
14 Vgl. Sweezys Zusammenfassung von Tugans Positionen in: Sweezy, Paul: Theorie der kapitalistischen Entwicklung. Eine analytische Studie über die Prinzipien der Marx’schen Sozialökonomie, Frankfurt/M. (1988 [1942]): Suhrkamp, Frankfurt/M.
15 Vgl. Sweezys Skizzierung der Debatte in Sweezy: Theorie…, a.a.O.
16 Feldmans Modell wurde untersucht und neuformuliert von Evsey Domar. Vgl. Domar: Essays…, a.a.O., Kap. 9. Dieser Artikel ist paradigmatisch dafür, wie bürgerliche WirtschaftswissenschafterInnen von Zeit zu Zeit versuchen von MarxistInnen zu lernen. „Es scheint mir“, so Domar, „dass eine Untersuchung eines Wachstumsmodells auf marxistischer Basis, auch in modifizierter Weise, und eine Darstellung seiner Verbindung zu einem keynesianischen sich als wertvoll erweisen kann. Es könnte nützlich sein um einige Rätsel der sowjetischen Wirtschaftsgeschichte zu entschlüsseln und ein besseres Verständnis sowjetischer Wirtschaftswissenschaft zu gewinnen. Auch erwachsen daraus einige allgemeine Fragen zur Wirtschaftsentwicklung“, ebd. S. 228.
17 Tronti, Mario: Arbeiter und Kapital, Frankfurt/M. (1974 [1966]), Verlag Neue Kritik.
18 Sweezy, Theorie…, a.a.O.
19 Mattick, Paul: Marxism and Monopoly Capital, in: Progressive Labor 7/8 (1969), S. 34-49; Ogoy, Mario: The Fall in the Rate of Profit and the Theory of Accumulation, in: Bulletin of the Conference of Socialist Economists II/7 (1973); Yaffe, David: Marxian Theory of Crisis, Capital and the State, in: Bulletin of the Conference of Socialist Economists (1972), S. 5-58.
20 Roemer, John E.: The Effect of Technical Change on the Real Wage and Marx’s Falling Rate of Profit, in: Australian Economic Papers 17 (30) (1978), S. 152-166; ders.: Continuing Controversy on the Falling Rate of Profit: Fixed Capital and Other Issues, in: Cambridge Journal of Economics 3 (4) (1979), S. 379-398; ders.: Analytical Foundations of Marxian Economic Theory. Cambridge (1981): Cambridge University Press.
21 Weiskopf, Thomas: Marxian Crisis Theory and the Rate of Profit in the Post-War U.S. Economy, in: Cambridge Journal of Economics, 3 (4) (1979), S. 341-378.
22 Vgl. Ollman/Vernoff: Left Academy, a.a.O.
23 Vgl. Okun, Arthur/Perry, George L.: Notes and Numbers on the Profits Squeeze, in: Brookings Papers on Economic Activity 3 (1970), S. 466-473; Nordhaus, William et al.: The Falling Share of Profits, in: Brookings Papers on Economic Activity 1 (1974), 169-217.
24 Hansen, Alvin: Full Recovery or Stagnation, New York (1938): Norton; ders.: Fiscal Policy and Business Cycles, New York (1941): Norton; Steindl, Josef: Maturity and Stagnation in American Capitalism, Oxford (1952): Blackwell.
25 Mattick: Marxism…, a.a.O.; Cogoy: The Fall…, a.a.O.; Yaffe: Marxian Theories…, a.a.O.
26 Sweezy, Paul: Monopoly Capital and the Theory of Value, in: Monthly Review 25 (8) (1974), S. 31-2.
27 Cleaver verwendet im englischen Original den Begriff „Relative Shares“; seither hat sich die Bezeichnung Profit Squeeze für diesen Ansatz der Krisentheorie durchgesetzt, die deshalb auch in dieser Übersetzung verwendet
wird (Anm. d. Ü.).
28 Glyn, Andrew/Sutcliffe, Bob: British Capitalism, Workers and the Profits Squeeze, Harmondsworth (1972): Penguin Books. Deutsch: Die Profitklemme. Arbeitskampf und Kapitalkrise am Beispiel Großbritanniens. Berlin (1974): Rotbuch.
29 Boddy, Ray/Crotty, James: Class Conflict and Macro Policy: The Political Business Cycle, in: Review of Radical Political Economics 7 (1) (1975), S. 1-19; Crotty, James/Rapping, Leonard: Class Struggle and Macropolicy, in: American Economic Review (December 1975).
30 Cleaver, Harry: Reading Capital Politically, Austin (1979): University of Texas Press.
31 Für weitere Hinweise zu den AutorInnen und Arbeiten, die mit dieser Herangehensweise an Marx assoziiert werden, verweise ich auf die Fußnoten in meiner Einleitung zu Reading Capital Politically, a.a.O.
32 „Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kommt aber darauf an, sie zu verändern.“, Marx, Karl: Thesen zu Feuerbach, MEW 3, S. 533.
33 Negri, Antonio: Marx Beyond Marx, South Hadley, MA (1984): Bergin and Garvey.
34 Siehe zur Kritik der Kritischen Theorie umfangreicher Cleaver, Harry: Reading…, a.a.O.
35 Cleaver, Harry/Bell, Peter: Marx’s Crisis Theory as a Theory of Class Struggle, in: Research in Political Economy, 5 (1982), S. 189-261.
36 Red Notes (1980) und Semiotext(e) (1980) sind beide Sammlungen übersetzter Artikel des „autonomen“ Flügels des italienischen Marxismus. Negri: Marx…, a.a.O., ist eine Übersetzung seines Buches Marx Oltre Marx, welches aus einer Vorlesungsreihe zu den Grundrissen besteht.





Artikel drucken Twitter Email Facebook