Rezension: Grethe Nestor: Die Badgirl Feministin Ein Handbuch für Frauen, die sich munitionieren wollen. München: dtv 2006. 12,90 €
„Feministhåndboka“ ist der Originaltitel des kürzlich auf Deutsch erschienen Buchs „Die Badgirl Feministin. Ein Handbuch für Frauen, die sich munitionieren wollen“ mit dem offensichtlichen Anspruch, dem jüngeren Publikum die Notwendigkeit, Möglichkeiten und Geschichte von Feminismus auf unterhaltsame Weise näher zu bringen. Der norwegischen Autorin, Grethe Nestor, die als Journalistin auch in der Zeitung „Klassenkampen“ publiziert, ist dieses Vorhaben auch bestens gelungen, wobei der Spaßfaktor gegenüber tiefgehender Theoriedebatte offenbar den Vorrang hat. Auf 213 Seiten finden sich sowohl eine Einführung in den Feminismus, die Unterteilung in verschiedene feministische Strömungen, historische Ereignisse der Emanzipationsbewegung, klassische Feminismusdebatten und wichtige Original-Zitate als auch feministische Film- und Musikempfehlungen, ein Feministinnen-Trinkspiel sowie Ratschläge zur Gegenwehr in frauenfeindlichen Debatten und Argumente gegen Sexismus im Alltag.
Kapitelüberschriften wie „Das garstige Patriarchat“ lassen Befürchtungen aufkommen, hier handle es sich eventuell um eine der Autorinnen, die meint, im 21. Jahrhundert wäre die Gleichberechtigung bereits erreicht, doch das Gegenteil ist der Fall: „Die größte Gefahr für die Gleichberechtigung ist der Mythos, wir hätten sie schon“, insistiert Nestor.
Im feministischen Wörterbuch erklärt die Autorin, was es mit oft verwendeten Schlagwörtern auf sich hat. Sie regt an, in Diskussionen hervorzuheben, dass es wohl das Normalste ist, in der heutigen Gesellschaft zu verlangen, wie ein vollständiger, ernst zu nehmender Mensch behandelt zu werden und sämtliche Möglichkeiten und Rechte zu begehren – ganz nach dem Motto „Ich habe nie herausfinden können, was Feminismus eigentlich ist. Ich weiß nur, dass mich die Leute jedes Mal als Feministin bezeichnen, wenn ich Ansichten zum Ausdruck bringe, die mich von einem Fußabtreter unterscheiden“ (Rebecca West, 1913).
Die Leserin/der Leser wird sich bei so manchem Kapitel wünschen, es wären mehr als zwei Seiten dafür aufgebracht worden, aber wer sich nicht bereits in die feministische Literatur eingelesen hat, bekommt mit diesem Buch, zumindest einen kleinen Einblick, aber vor allem einen gute Rundumblick, zum Thema Feminismus. Hier liegt auch die Gefahr des Buches – bei so vielen angeschnittenen Themen (neben den schon genannten auch noch Pornographie, Familienpolitik, Quotenregelungen, Kopftuchdebatte uvm.) ist es einfach unmöglich, Details oder Widersprüche zu diskutieren. Es wird das Gefühl vermittelt, Feminismus sei unheimlich simpel. Die interessierten LeserInnen werden da wohl nur bedingt zustimmen können.
Kurz: Wer wissen will, wie Klassenwidersprüche an den Geschlechterverhältnissen mitwirken oder wie Körperlichkeit aus feministischer Perspektive diskutiert wird, liest besser etwas Spezifischeres. Wer aber schon immer einen Schnellkurs in Feminismus machen wollte und auch beim ernsten Thema Feminismus den Humor bewahrt, der/ die greife zu diesem Buch!