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Editorial
von Perspektiven-Redaktion

Perspektiven – Ein Magazin für linke Theorie und Praxis. Dahinter steht der Anspruch, in einer Zeit, in der die etablierte Politik – sei es jene der österreichischen Parteienlandschaft, der Europäischen Union oder der Supermächte der Weltpolitik – in einer tiefen Glaubwürdigkeitskrise steckt, eine lebendige Opposition und echte politische Alternativen zu entwickeln.

Die Gruppe Perspektiven will dazu einen Beitrag leisten. Die Form eines regelmäßig erscheinenden Magazins – dessen „nullte“ Ausgabe Du in Händen hältst – haben wir bewusst gewählt, um den komplexen politischen Realitäten angemessenen Raum zu geben und dadurch in wichtige Debatten einzugreifen. Dazu ist es notwendig, realistische und theoretisch informierte Analysen aktueller Themen mit einem politischen Projekt zu verbinden, das auf eine grundsätzliche Umwälzung der herrschenden Ordnung zielt – Perspektiven eben.
„Pessimismus des Verstandes, Optimismus des Handelns“ nannte das der italienische Marxist Antonio Gramsci, und es ist kein Zufall, dass wir ihm einen Artikel in dieser Ausgabe widmen. (S. 34) Gramscis Maxime begleitet uns auch im thematischen Schwerpunkt dieser Ausgabe: Die Europäische Union. „Pessimismus des Verstandes“ bedeutet hier Be-standsaufnahmen der EU auf dem Weg zur globalen Ordnungsmacht (Mario Becksteiner, Michael Botka und Karin Hädicke über die Entstehung eines „Europäischen Imperialismus“, S. 8) und des neoliberalen Umbaus europäischer Bildungssysteme (Maria Asenbaum und Barbara Brehmer: „Reclaim the Brain!“, S. 14) Den „Optimismus des Handelns“ liefern Kristina Botka und Ramin Taghian: sie zeigen, wie EU-Kritik jenseits von Standortnationalismus und Vaterlandsrhetorik formuliert werden kann (S. 4). Dies ist umso wichtiger, als die Diskussionen um die EU das Dilemma österreichischer Politik geradezu exemplarisch darstellen: Weite Teile der Bevölkerung haben das Vertrauen in die Politik der Eliten verloren, politisch artikuliert wird diese Stimmung jedoch fast ausschließlich von der extremen Rechten.
Ein zweiter, „inoffizieller“ Schwerpunkt hat sich in den letzten Monaten geradezu aufgedrängt. Die Meldungen aus Lateinamerika lassen linke Herzen und Hirne Samba tanzen: Evo Morales wurde mit seiner „Bewegung zum Sozialismus“ von einer Welle sozialer Bewegungen ins Amt gespült, und in Venezuela proklamiert Präsident Hugo Chavez die „bolivarianische Revolution“ und den „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“. In zwei ausführlichen Artikeln widmen wir uns daher dem ehemaligen „Hinterhof der USA“, in dem aktuell linke Strategien dem Test der Praxis unterzogen werden: Benjamin Opratko und Philipp Probst werfen einen Blick auf die Politik hinter der Symbolfigur Chavez (S. 22), während Stefan Probst und David Sagner die aktuellen Entwicklungen in Bolivien im Kontext der Erfahrungen der bolivianischen Revolution von 1952 analysieren (S. 28).
Abgerundet wird die Ausgabe durch ein Interview zum drohenden Bürgerkrieg im besetzten Irak, einen Beitrag über das boomende Genre des politischen Dokumentarfilms in Österreich und Rezensionen aktueller, interessanter Bücher.
Wir hoffen, mit Perspektiven Euer Interesse zu wecken und Diskussionen zu bereichern. Damit unsere Beiträge aber nicht zu einem Monolog verkommen brauchen wir Euch! Kommentiert, lobt, kritisiert und bringt Euch ein unter kontakt@perspektiven-online.at!

Die Perspektiven-Redaktion





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